Page 15 - Leseprobe: Unterwasser-Fotografie - Lichteinsatz und große Bildwinkel
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UW-Fototechnik: Kamera- und Gehäusetypen

          Die  tauchfeste  AW1-Kamera  überzeugt  mit  rasanten  Auslöseverzögerungen  von  unter  0,1  s
          und einer Bildfolge von 20 B/s. Auch eine Verschlusszeit von 1/16.000 s ist durchaus der Rede
          wert, wenn auch unter Wasser nicht primär relevant. Leider reicht die kürzeste Synchronzeit
          der sympathischen Amphibienkamera nur bis 1/60 s - etwas knapp, wenn man ins Gegenlicht
          blitzen  will.  14  Mpx  sind  bei  dieser  Sensorgröße  ausreichend,  zumal  man  die  Menge  der
          Bildpunkte mit einer förderlichen Blende 4,7 erkauft. Erwähnt werden muss noch, dass der
          Crop-Faktor  2,7  beträgt  und  man  deshalb  mit  Blende  5,6  annähernd  so  komfortabel
          fotografiert wie ein Vollformatfotograf mit  Blende 16. Die Empfindlichkeitseinstellung sollte
          bei ISO 400 gestoppt werden. Als Standardeinstellung wählt man ISO 200.

                                                    MFT ist das Kürzel von Micro Four Thirds.
                                                    Die Bildsensoren haben eine Größe von 13
                                                    x 17,3 mm und werden vorzugsweise von
                                                    Olympus  und  Panasonic  verwendet.  Das
                                                    Bajonett  ist  als  offener  Standard  konzi-
                                                    piert,  kann  also  von  jedem  Hersteller
                                                    nachgebaut  bzw.  verwendet  werden.
                                                    Neben  den  eigentlichen  Platzhirschen  ist
                                                    der chinesische Hersteller Yi eingestiegen,
                                                    der  preiswerte  MFT-Modelle  im  Liefer-
                                                     programm hat. Weil das Bajonett in allen
                                                    MFT-Kameras  identisch  ist,  können  die
          Spiegellose  Systemkamera  von  Olympus  mit  MFT-  Objektive  wechselseitig  verwendet  wer-
          Bildsensor. PR                            den.   Olympus-Linsen   an   Panasonic-
                                                    Kameras oder umgekehrt ist unter Einbe-
          ziehung  aller  Kamerafunktionen  problemlos  möglich.  Dies  gilt  ebenso  für  Yi-Kameras.  Der
          Objektiv-Pool umfasst alle in der UW-Fotografie nutzbaren Objektive vom Fisheye über Super-
          WW-Zooms bis zum Makro.

          Trotz  des  vergleichsweise  kleinen  Bildsensors  ist  dessen  Abbildungsleistung  überragend.
          Grund ist das optische Gesetz, nach dem das Bajonett einen doppelt so großen Durchmesser
          haben sollte wie die Sensordiagonale. Nur dann können Randstrahlen telezentrisch auf den
          Bildsensor treffen. Verwirklicht ist diese wichtige Regel vorbildlich bei MFT-Sensoren. Deren
          Diagonale  passt  zweimal  in  die  des  Vollformatsensors.  Der  Crop-Faktor  beträgt  also  2,0.
          Makroaufnahmen im Abbildungsmaßstab 1:1 wirken auf Betrachter infolge dessen wie 2:1 im
          Vollformat.  Die  Schärfentiefe  ist  zudem  bei  MFT-Kameras  größer  als  bei  APS-C-  und
          Vollformatkameras; bezogen auf die Blende um den Faktor 2,0. Die Schärfentiefe einer MFT-
          Kamera bei Blende 8 entspricht damit der einer Vollformatkamera bei Blende 16.

          Nachteil dieser exorbitanten Schärfentiefen ist die Schwierigkeit, Motivdetails wie die Augen
          eines Fisches oder ein einzelnes kleines Korallenästchen optisch herauszuarbeiten. Man muss
          dann  sehr  nah  ran  gehen  und  die  Blende  auf  etwa  5,6  öffnen.  Eine  andere  Crux  ist  die
          förderliche  Blende,  deren  Einfluss  sich  ab  einer  bestimmten  Blendenlochgröße  auf  die
          Bildschärfe  auswirkt.  Olympus  und  Panasonic  gehen  gegen  dieses  physikalische  Gesetz
          rechnerisch mit Algorithmen vor. Das Resultat ist akzeptabel.

          Kleine  Bildsensoren  rauschen  bei  hohen  ISO-Werten  mehr  als  große.  MFT  ist  bis  ISO  400
          absolut unproblematisch, ISO 800 wird von den besseren MFT-Kameras noch gut gemeistert.
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